Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung B'90/GRÜNE Pankow am 12.11.2024 |
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Antragsteller*in: | AG Klimaschutz des KV Pankow (dort beschlossen am: 24.09.2024) |
Status: | Verschoben |
Antragshistorie: | Version 2 |
A1: Nachhaltige und naturnahe Entwicklung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks zum Klima-Inklusionssportpark
Antragstext
Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark soll durch den Bebauungsplan 3-87 in
Zuständigkeit des Senats als innerstädtische Sportfläche und „zentraler Standort
des Berliner Inklusionssports“ entwickelt werden. Der Kreisverband Pankow
begrüßt das Anliegen eines Inklusionssportparksund spricht sich für eine
behutsame, natur- und klimagerechte Gestaltung des Geländes aus.
Inklusion, Klima- und Naturschutz sind Kernanliegen bündnisgrüner Politik. Der
Jahn-Sportpark ist täglich Ziel von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus
allen sozialen Milieus und unterschiedlichster Herkunft. Dem Sportpark kommt
eine herausragende Bedeutung für die Partizipation und Teilhabe aller
sportinteressierten Menschen in unserer Stadt zu. Wir berücksichtigen die
Perspektiven und Bedarfe aller Nutzer*innen, insbesondere von Menschen mit
Behinderungen und anderen Angehörigen marginalisierter Gruppen, beispielweise
queerer Menschen, sowie die Belange des Frauensports. Wir unterstützen das
Ziel,im Sportpark notwendige Barrierefreiheit für alle Besucher*innen und
Sportreibenden behutsam baulich zu gestalten. Die Integrierte Kommunale
Sportentwicklungsplanung für den Bezirk Pankow dient uns als Orientierung.
In Zeiten der Klimakrise, der damit einhergehenden steigenden Temperaturen und
Zunahme an „Tropennächten“, nehmen die gesundheitlichen Belastungen für Menschen
zu. Insbesondere in bereits stark verdichteten städtischen Gebieten ist
Entsiegelung und der Erhalt dringend benötigter unversiegelter Flächen mit viel
Grünvolumen daher von enormer Bedeutung. Sie erbringen wichtige
Ökosystemleistungen und tragen zur Kühlung der Umgebung bei. Zudem stellen sie
wichtige Lebensräume für Flora und Fauna dar. Der Jahn-Sportpark stellt eine
Brücke zum direkt anliegenden Mauerpark dar, der Teil des Biotopverbunds ist.
Eine Verlagerung von Nutzungen in den Mauerpark ist aufgrund der dort bereits
bestehenden hohen Flächenkonkurrenz nicht möglich.
Ein sozialräumlich geöffneter und multifunktional nutzbarer und klimaangepasster
Jahn-Sportpark stärkt die Gesundheit von uns Menschen im Zusammenhang mit der
Gesundheit der Natur und der Tiere – ein Konzept, das als „One
Health“izusammengefasst wird.
Ein gesundes Mikroklima ist nicht zuletzt für Sporttreibende von essenzieller
Bedeutung. Inklusion im Sinne gleichberechtigter Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben bedeutet auch eine Stärkung der Klimaresilienz der gesamten
Stadtgesellschaft, Gesundheitsschutz aller Bevölkerungsgruppen, Umwelt- und
Naturschutz sowie eine klimaangepasste, lebenswerte und grüne Stadt für alle
Menschen.
Wir setzen uns daher dafür ein:
den existierenden Busch- und Baumbestand im Jahn-Sportpark zu schützen und
ausgefallene Ökosystemleistungen zumindest lokal zu kompensieren;
dringend benötigte Sportflächen für Inklusion, den lokalen Vereinssport,
Hochschul- sowie Schul- und Kitasport sowie informellen Sport zu schaffen
bzw. wenn möglich zu erhalten;
die ca. 12.000 m² große Naturwiese in ihrer jetzigen Größe zu erhalten
bzw. bei Verkleinerung sicherzustellen, dass ein Verlust unversiegelter
Flächen nicht dem Ziel der Klimaanpassung zuwiderläuft;
dass zusätzliche Bebauung und Versiegelung nur stattfinden, wenn die Räume
und Flächen direkt der Inklusion oder der unmittelbaren sportlichen
Nutzung dienen oder diese direkt unterstützen.Wir unterstützen das
flächensparende, klimagerechte und ökologische Bauen in die Höhe und die
Nutzungsstapelung, um bei möglichst geringem Versiegelungsgrad zahlreiche
und vielfältige sportbezogene Nutzungen zu ermöglichen;
den geplanten Rückbau bzw. Abriss des Großen Stadions auszusetzen, bis ein
abgesicherter Finanzierungsplan für den Neubau aufgestellt ist;
bei der Aufstellung des B-Planes und der Gestaltung des dritten
Bauabschnittes auf eine breit angelegte Bürger*innenbeteiligung sowie
besonders auf eine starke Kinder- und Jugendbeteiligung sowie die
Einbeziehung der Umwelt- und Naturschutzverbände zu setzen. Wir wollen mit
allen Akteur*innen, wie dem Behindertensportverband Berlin, dem Berliner
Netzwerk für Inklusion und Sport, den derzeitigen und künftigen
Nutzer*innen des Sportparks, dem Bezirkssportbund und den Anwohner*innen
im Dialog bleiben und gemeinsam eine Vision für den klimagerechten
Inklusionssportpark entwickeln
bei der Gestaltung der Bauten und Flächen wie bereits bei der Grünfläche
des anliegenden Falkplatzes das Konzept des tierunterstützenden Gestaltens
(„Animal-Aided Design“) zu beachten, das gezielt Lebensräume und
Lebensstätten für geschützte Wildtierarten schafft.
Begründung
Klimaprojektionen für Berlin zeigen, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit
einer erheblichen Zunahme der Temperatur und der sommerlichen Hitzebelastung zu
rechnen ist. Von den Hitzebelastungen ist die menschliche Gesundheit, und
insbesondere die von vulnerablen Gruppen, wie Kindern, Senior*innen,
Schwangeren, Sporttreibenden und Menschen mit Vorerkrankungen betroffen. Die
fatalen Auswirkungen von hohen Temperaturen stehen außer Frage, die
Übersterblichkeit korreliert mit der Anzahl von Hitzetagen.i
Im Stadtentwicklungsplan Klima 2.0 wird der Jahn-Sportpark als Schwerpunktraum
für blau-grüne Maßnahmen zur Kühlung in der Nacht sowie für
Grünflächenqualifizierung zur bioklimatischen Entlastung ausgewiesen.iiDie neue
Studie „Hitzestress und Anpassungsmaßnahmen in der Metropolregion Berlin-
Brandenburg“ stellt für Pankow die Gefahr von Hitzeinseln dar und betont die
Wichtigkeit von hohem Grünvolumen.iii
Laut der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt sollen bei der
Realisierung von Bauprojekten Eingriffe innerhalb der neuen Baufelder möglichst
geringgehalten werden, um vorhandene wertvolle Strukturen zu erhalten.iv
zu 1.:
Der Busch- und Baumbestand im Jahn-Sportpark ist essenziell für das Stadtklima
sowie das lokale Mikroklima, und hat zudem wichtige ökologische Funktionen. Die
ca. 460, teilweise prächtigen alten, Bäume sowie die vorhandenen Sträucher
spenden Schatten, bieten Lebensraum für Tiere und bereichern außerdem das
Stadtbild.
Neupflanzungen sind infolge des Klimawandels und der damit einhergehenden
Trockenheit oft nicht mehr fähig, langfristig so anzuwachsen, dass sie auch nur
annähernd den Wuchs der etablierten Bäume erreichen. Es bräuchte viele
Jahrzehnte, bis Ersatzpflanzungen gleichwertige Eigenschaften erreichen würden.
Zu 3:
Eine wichtige klimatische Leistung erbringt die Sportwiese durch
Verdunstungskühle. In vielen Siedlungs- und Straßenräumen um den Jahn-Sportpark
wurde in der Klimaanalysekarte (mit Bearbeitungsstand Juni 2015) der
Wärmeinseleffekt als mäßig bis stark vorhanden kartiert. Eine Hitzeinsel grenzt
nordöstlich direkt an den Jahn-Sportpark. Nur wenige Blocks entfernt wurden
weitere Hitzeinseln erfasst.vii
zu 5.:
Die Finanzierung des geplanten Neubaus des Stadions ist infolge enormer
Kostensteigerungen nicht sichergestellt. Die Kosten haben sich inzwischen mehr
als verdoppeltviii im Vergleich zur ursprünglichen Planung.ix Das Stadion im
Jahn-Sportpark ist eine wichtige Berliner Sportstätte, die bei Abriss und ohne
Sicherstellung des Neubaus, verlorengeht. Schlimmer noch könnte das Stadion eine
jahrelange Baustelle werden. Daher ergibt eine neue Priorisierung der
Bauabschnitte Sinn.
Mit den bereits sichergestellten Mitteln sollte die Priorität als erstes auf
einen nachhaltigen und naturnahen Klima-Inklusionssportpark gesetzt werden.
Gleichzeitig sollte der Neubau des Stadions bis zur Sicherung der Finanzierung
aller Bauabschnitte ausgesetzt werden. Für die Priorität des Sportparks hatte
sich ebenso unsere Bezirksbürgermeisterin Cordelia Koch ausgesprochen.xEin
Antrag zum „Abriss-Moratorium für das Stadion“ der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen wurde bereits im Abgeordnetenhaus gestellt.xi
zu 7.:
Animal-Aided Design ist ein Planungsansatz, der die Bedürfnisse von
stadtbewohnenden Tieren von Anfang an in die Stadt, Landschafts- und
Freiraumplanung integriert. Das tierunterstützende Entwerfen schafft wertvolle
Nischen für Wildtiere im urbanen Raum und verbessert die Lebensqualität von uns
Menschen in der Stadt durch Naturerfahrung in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld.xii
Unterstützer*innen
- Sabine Röber
- Jörg Barnstedt
- Axel Lüssow
- Lennart Gehrenkemper
- Kathleen Rabe
- Öztürk Kiran
- Christian Fiebrig
- Sabine Hawlitzki
- Julia Schneider
- Henning van Ackeren
- Louis Krüger
- Suncica Klaas
- Judi Töller
- Roland Böving